OKTOBER 2008
Datum: 05.10.2008
Die Ärzte sagen, man kann den Tumor operieren - oder besser gesagt, man muss ihn operieren. Welche Risiken und Probleme dabei auftreten können, brauche ich ja nicht im Einzelnen aufzuzählen. Und was dann noch alles erforderlich ist - Chemo, Bestrahlungen etc - darüber beraten die Ärzte noch.
Aber wir sind beide Kämpfernaturen, die sich ganz sicher nicht so einfach in ihr Schicksal ergeben werden. Das letzte Wort ist hier noch lange nicht gesprochen. Wir werden es schaffen, daran glaube ich ganz fest… wir hatten wunderschöne gemeinsame Zeiten (haben wir ja trotz allem immer noch), und wir werden auch diese schwierigere Phase gemeinsam durchstehen. Ich glaube dabei auch ganz stark an die Kraft der Psyche… Chris WILL es schaffen, und er ist stark, sehr stark, also stehen die Chancen gut, dass er es tatsächlich schafft. Die zwei alten Männer auf ihrer Veranda (unser alter Traum) wird es irgendwann geben, daran glaube ich ganz fest!
Es ist halt immer ein Auf und Ab im Leben, und so blöd sich das jetzt auch anhört - manchmal hab ich auch vorher schon gedacht, es kann ja nicht immer so schön bleiben, irgendwann kriegen wir einen Dämpfer. Da müssen wir jetzt durch.
Datum: 08.10.2008
Irgendwie ist es doch wirklich so… jeder kriegt irgendwann eins auf die Mütze, und früher oder später kommen wir alle mal dran. Manchmal meint man nur, dass es allen anderen rundherum besser geht, aber wenn man dann hinter die Kulissen blickt, sieht man, dass dort auch nicht alles so schön und problemlos ist, wie es scheint. Ist eben so.
Unsere Ärzte sind der Meinung, dass Chemo im Moment nur wenig bringt (wegen der sog. Blut-Hirn-Schranke, die verhindert, dass die Medikamente im Hirnbereich aufgenommen werden, sofern ich das richtig verstanden habe). Bei Chris wollen sie jetzt erst mal mit einer noch relativ neuen Strahlentherapie beginnen und anschließend dann operieren. Und dann entscheiden sie, ob hinterher noch eine Chemo gemacht werden sollte... :-(
Den Tag, an dem ich mich mit positiven News zurückmelden kann, sehne ich herbei! Aber bis dahin wird es wohl noch dauern.
Datum: 13.10.2008
Bei Chris wird die Behandlung in etwa wie folgt ablaufen…er bekommt zunächst Bestrahlungen (heute die erste), dann wird die OP folgen, und anschließend entscheiden die Ärzte dann, ob noch eine Chemo notwendig ist. Vielleicht haben wir ja Glück, und er braucht sie nicht.
Die Bestrahlungen sollen den Tumor abtöten bzw. sein weiteres Wachstum verhindern, außerdem kann durch diese Art der Strahlung angeblich eine Ablösung von dem umliegenden Gewebe bewirkt werden (wenn ich das richtig verstanden habe). Das heißt, vielleicht ist der Tumor dann, wenn operiert wird, bereits ganz abgelöst und muss nur noch entnommen werden. Naja, und hinterher muss dann noch untersucht werden, ob er vielleicht bereits Metastasen gebildet hat… wenn ja, dann gibt’s Chemo :-(
Datum: 16.10.2008
Chris hatte am Montag die erste Bestrahlung, heute kommt die zweite. Die Bestrahlungen werden ambulant gemacht, und das Beste ist: sie finden hier in Nashville im Vanderbilt-Ingram Cancer Center statt - die kooperieren mit der Klinik unseres Arztes, deshalb kann der hier arbeiten. Wir können also hinterher immer wieder in unsere Wohnung zurückfahren *freu*. Der Doc meinte, die Bestrahlungen würden Chris wohl ziemlich müde machen, sonst aber keine oder nur unwesentliche Nebenwirkungen haben.
Die erste am Montag war auf jeden Fall ganz ok, es hat nur ein paar Minuten gedauert, dann konnte Chris wieder gehen. Hinterher hatte er dann Kopfschmerzen… aber ich glaube, das war mehr psychisch bedingt.
Ich hoffe so sehr, dass diese Bestrahlungen gut ansprechen und vielleicht wirklich "nur" noch die OP anschließend notwendig ist und keine Chemo.
Datum: 17.10.2008
Gladys ist am vergangenen Dienstag wieder heimgeflogen nach Florida. Sie war seit dem Ende der Kanada-Tour (und Chrissys Befund) hier bei uns. Sie hat uns in dieser Zeit viel geholfen, allein schon durch die ruhige und gelassene Art, mit der sie alles angeht. Und natürlich war sie es ja auch, die dafür gesorgt hat, dass diese drei Spezialisten die Behandlung übernehmen. Es war auch für Chris sehr gut, dass sie da war - die beiden haben ja ein sehr enges und gutes Verhältnis. Ist wirklich eine tolle Frau, meine Schwiegermama *smile*.
Zur Musik und der Band… Chris würde gerne in der nächsten Zeit ganz normal weiter arbeiten, also proben, Gigs spielen und neue Songs schreiben. Die Proben werden wir im Moment auch noch weiter machen, aber Gigs kriegen wir so schnell keine mehr, das hat Malter schon abgelehnt. Er will nicht das Risiko eingehen, dass wir nachher absagen und uns dann mit Schadensersatzklagen rumärgern müssen (die hat man hier im Amiland ja sehr leicht am Hals). Aber dass wir während Chris Erkrankung keine Gigs machen werden, war mir eigentlich vorher schon klar, und Chris im Grunde auch. Nicht nur, dass er jederzeit ausfallen kann - es sind auch die Auftritte an sich, die ihm im Moment nicht so gut tun, bzw. die Bewegungen dabei (ich sag nur Headbanging). Aber Chris möchte die nächste Zeit auch verstärkt zum Songschreiben nutzen, und ich denke, das wird ihm gut tun… es wird ihm helfen, alles zu verarbeiten.
Wir werden die Nachricht von Chris Erkrankung bis auf weiteres zunächst mal nicht veröffentlichen, wir warten erst mal ab, wie sich alles entwickelt. Unsere PR-Leute haben natürlich schon etwas formuliert, nur für den Fall der Fälle, dass es bekannt wird und wir Stellung dazu nehmen müssen, aber ich denke eigentlich nicht, dass das passiert.
Unsere Freunde und die Leute im Haus wissen natürlich inzwischen alle Bescheid. So eine Nachricht spricht sich ja schnell rum, wenn es erst mal einer weiß, wissen es bald alle (wir hatten ja auch keinen um Stillschweigen gebeten). Und die, die von einem anderen von Chris Erkrankung gehört hatten, haben uns bei nächster Gelegenheit dann auch darauf angesprochen, nachgefragt und ihre Hilfe angeboten - das ist echt schön.
Am "besten" sind da ja immer die Kids… so hat Conny, der Sohn von Caroline und Sean, Chris ganz interessiert gefragt, ob er denn jetzt auch bald eine Glatze kriegt (uh, das ist ein Reizthema für den Indianer). Erklärung: in Connys früherer Schule war ein Mädchen mit Leukämie, das durch die Chemos auch keine Haare mehr hatte. Kinder nehmen sowas ganz locker - aber Caro, Connys Mutter, ist fast vom Stuhl gefallen bei seiner Frage. Naja, und Chris ist zuerst auch mal kurz zusammengezuckt… aber dann hat er ihm halt ganz ruhig erklärt, dass die Behandlung, die er im Moment bekommt, den Haaren nichts ausmacht, aber dass es auch sein kann, dass er später auch noch diese starken Medikamente nehmen muss, von denen einem die Haare ausfallen. Darauf meinte dann Jessica, Connys jüngere Schwester, dann solle Chris sich doch am besten vorher gleich die Haare abschneiden und eine Perücke daraus machen lassen - dann würde keiner merken, dass er eigentlich keine Haare mehr hat. Die sind schon knallhart, die Kids! Wir haben aber beide mit solchen direkten Fragen und Bemerkungen erheblich weniger Probleme, als wenn Leute ganz vorsichtig versuchen, das Thema zu umgehen und um den heißen Brei herumreden, aber diese Sorte haben wir in unserem Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich auch nicht.
Die zweite Bestrahlung gestern lief auch soweit gut… dieses Mal hatte Chris keine Kopfschmerzen hinterher, dafür hat er sich auf die Couch gelegt und drei Stunden am Stück fest geschlafen. Das kenne ich normalerweise überhaupt nicht von ihm - anscheinend passiert da doch so einiges im Körper. Wie viele Bestrahlungen er genau bekommten soll, hat der Doc noch nicht festgelegt - aber über ein paar Wochen wird sich das Ganze schon hinziehen. Zwischen den einzelnen Anwendungen müssen auch immer ein paar Tage liegen, zu schnell hintereinander sollte man diese Bestrahlungen nicht verabreichen, sagt der Arzt. Er muss es ja wissen. Auf jeden Fall sind wir auch sehr froh, dass das Ganze ambulant und hier in Nashville abläuft.
Datum: 21.10.2008
Malter und Catherine haben geheiratet, die Hochzeit war am 10. Oktober. Sehr schön, sehr festlich - wunderbar. Natürlich wurde anschließend groß gefeiert, und Chrissy hat sich - wie man so schön sagt - so richtig die Kanne gegeben (manche Leute sagen auch "die Kante gegeben"). Soll heißen, er hat gut einen getrunken - und wie *g*. Zwar hatte er immer noch "Haltung", er ist also nicht rumgetorkelt und hat gegrölt oder so, aber er war schon ganz schön abgefüllt *lach*. Das konnte aber jeder irgendwie verstehen. Wer weiß, wann ihm in nächster Zeit nochmal zum Feiern zumute ist.
Sonst ist alles soweit unverändert. Chris hatte gestern seine dritte Bestrahlung - er ist jedes Mal hinterher ziemlich müde und klagt auch über Kopfschmerzen, aber schließlich passiert ja auch durch die Strahlen etwas in seinem Kopf (hoffe ich mal), da ist es schon möglich, dass er davon auch etwas merkt. Und dass die Bestrahlungen müde machen, hat ja der Doc vorher schon gesagt.
Am vergangenen Samstag hatten wir einen Gastauftritt *smile*… wir waren in einem Club, in dem Ken und seine Cowboys aufgetreten sind, und die haben am Schluss gefragt, ob wir ein bisschen mit ihnen jammen wollen (Ken weiß ja, dass wir in der nächsten Zeit selbst keine Gigs spielen können). War gut und hat riesig Spaß gemacht. Chris hat es so richtig genossen. Da ist er dann ganz der Alte *lächel*.
Aber die Songs, die er bis jetzt geschrieben hat (das sind natürlich bis jetzt alles nur Bruchstücke), die sind… hm ja! Düster, düster. Todesgedanken, Vergänglichkeit, Trauer, winterliche Eiseskälte… lauter solche Dinge kommen da drin vor. Zuerst war ich ein bisschen erschrocken, aber er sagt, wenn er diese Gedanken und Gefühle zu Papier bringt, würden sie ihn anschließend nicht mehr belasten, und er könnte dann wieder optimistisch in die Zukunft blicken. Wenn ich mal darüber nachdenke - ich glaube, ich würde wahrscheinlich an seiner Stelle dasselbe tun.
Datum: 23.10.2008
Zwischendrin mal was zum Schmunzeln - oder auch Kopfschütteln…
Kevin, der Sohn von Elly und Ken, hat immer noch den festen Plan, später "wie Chris und Dan" mit seinem Freund zusammenzuleben. Elly lacht darüber und lässt ihn reden, aber die Mutter dieses Freundes (der übrigens auch Chris heißt) wird anscheinend allmählich nervös. Sie hat Elly kürzlich angerufen und gefragt, ob sie denn weiß, was die beiden machen, wenn sie allein zusammen in Kevins Zimmer sind - Elly solle sie doch bitte im Auge behalten *grins*. Das ist typisch amerikanisch - die beiden sind gerade mal 11! Was sollen die wohl schon "machen"?
Datum: 26.10.2008
Unsere "lieben" Nachbarn Phil und Esther sind inzwischen echt nett zu uns… sie sind auch, als sie von Chris Erkrankung gehört hatten, sofort zu uns gekommen und haben gefragt, ob sie etwas für uns tun können - doch, wirklich nett. Sie sind auch zu Ben und Eric und zu den anderen im Haus freundlich - anscheinend haben sie gemerkt, dass das Leben bedeutend leichter ist, wenn man nicht ständig Krach mit anderen Leuten hat.
Eileen ist gerade ziemlich stark auf dem Gothic Trip… darüber sind ihre Eltern natürlich nicht gerade glücklich, aber wir haben uns mal in Ruhe mit ihnen darüber unterhalten und ihnen klargemacht, dass diese Leute keine Satansanbeter sind und keine Blutopfer darbringen (manche Vorurteile halten sich einfach ewig *belustigtguck*). Dabei hatten wir auch gute Unterstützung von Caroline, die ja früher selbst in einer Gothic-Band gedrummt hat und vom Äußeren her auch heute noch in diese Richtung tendiert. Ich denke, es gibt echt Schlimmeres - so lange die kleine Gothic-Queen immer noch Klassenbeste ist, sollen die Eltern sie mal ruhig machen lassen.
Vic ist immer noch mit Liv zusammen… und er gibt sich wirklich Mühe, das muss man schon sagen. Hat sie kürzlich auch zur Bikerfete mitgenommen, und anscheinend ist sie dort gut klar gekommen und hat sich mit seinen Kumpels gut verstanden. Da war Vic wohl ziemlich froh!
Das Songwriting tut Chris gut. Es ist schon ok, dass er sich auf diese Weise mit seiner Krankheit und seinen Ängsten auseinandersetzt. Depressiv ist er eigentlich nicht… ich habe eher das Gefühl, dass er am liebsten ständig etwas unternehmen würde (außer wenn er die Kopfschmerzen hat). Das ist wahrscheinlich schon auch ein wenig Flucht vor seinen Gedanken, Ablenkung halt.
Den heutigen Abend haben wir mit Ben und Eric verbracht, wir waren zusammen essen, sind hinterher durch ein paar Clubs gezogen und haben anschließend noch bei uns ein bisschen zusammen gesessen. War echt schön, wir sind gerne mit den beiden zusammen. Und morgen (also Sonntag) werden wir Justin, unser Patenkind, besuchen (seine Eltern natürlich auch *smile*)… der ist Ende September auch schon 1 Jahr alt geworden. Wahnsinn, wie schnell die Zeit rumgeht.
Datum: 30.10.2008
Chris geht es soweit ganz gut. Er hatte am Montag eine weitere Bestrahlung und meint, die Kopfschmerzen hinterher würden von Mal zu Mal stärker. Hat sich anschließend gleich ins Bett gelegt, die Läden zugemacht und ist dann (Gott sei Dank) auch wirklich eingeschlafen. Armer Indianer *seufz*. Der Arzt meint aber, das sei normal, und er könnte ruhig hinterher eine Schmerztablette nehmen, wenn es zu arg wird. Auf jeden Fall ist der Doc sich mit seinen Kollegen soweit einig, dass sie zwölf Bestrahlungen komplett durchziehen und dann erst untersuchen, was und wie viel das gebracht hat. Oh je, und heute kommt erst die sechste, da hat mein armer Großer noch einiges vor sich. :-(
Unser Wochenende war wirklich schön. Samstag waren wir mit Ben und Eric unterwegs, das habe ich ja schon erzählt. Und Sonntag war dann Besuch bei Eve und Rob und unserem Patenkind Justin *smile*... aber der war leider überhaupt nicht gut drauf. Schlecht gelaunt, müde, die Einzige, die ihn anfassen durfte, war seine Mama *lach* … bei der ist er dann auch irgendwann auf dem Schoß eingepennt. Tja, so Phasen haben sie halt alle mal, nächstes Mal ist er sicher wieder besser gelaunt. Aber die Zeit rast wirklich - am 9. November wird Marc (Chris' Patenkind, Janas Sohn) sogar schon zwei Jahre alt. Oh Mann, hoffentlich können wir dieses Jahr über Weihnachten hinfliegen!
Morgen spielen wir einen Gig *freu*… bei dem Halloween-Festival, wo wir letztes Jahr auch aufgetreten sind. Chris hat da seinen Kopf durchgesetzt, dass dieser Gig nicht abgesagt wird, er will unbedingt dorthin. Und weil bei so einem Festival die Auftrittszeit für jede Band ja doch nicht so lang ist wie bei einem normalen Konzert, hat Malter schließlich zugestimmt. Wir freuen uns beide echt darauf, Chris musste mir nur versprechen, dass er sofort Schluss macht, wenn er merkt, dass es ihm nicht gut bekommt. Dann ziehe ich den Rest - mit Unterstützung von Eve! ;-) - halt allein durch.
Die Ärzte sagen, man kann den Tumor operieren - oder besser gesagt, man muss ihn operieren. Welche Risiken und Probleme dabei auftreten können, brauche ich ja nicht im Einzelnen aufzuzählen. Und was dann noch alles erforderlich ist - Chemo, Bestrahlungen etc - darüber beraten die Ärzte noch.
Aber wir sind beide Kämpfernaturen, die sich ganz sicher nicht so einfach in ihr Schicksal ergeben werden. Das letzte Wort ist hier noch lange nicht gesprochen. Wir werden es schaffen, daran glaube ich ganz fest… wir hatten wunderschöne gemeinsame Zeiten (haben wir ja trotz allem immer noch), und wir werden auch diese schwierigere Phase gemeinsam durchstehen. Ich glaube dabei auch ganz stark an die Kraft der Psyche… Chris WILL es schaffen, und er ist stark, sehr stark, also stehen die Chancen gut, dass er es tatsächlich schafft. Die zwei alten Männer auf ihrer Veranda (unser alter Traum) wird es irgendwann geben, daran glaube ich ganz fest!
Es ist halt immer ein Auf und Ab im Leben, und so blöd sich das jetzt auch anhört - manchmal hab ich auch vorher schon gedacht, es kann ja nicht immer so schön bleiben, irgendwann kriegen wir einen Dämpfer. Da müssen wir jetzt durch.
Datum: 08.10.2008
Irgendwie ist es doch wirklich so… jeder kriegt irgendwann eins auf die Mütze, und früher oder später kommen wir alle mal dran. Manchmal meint man nur, dass es allen anderen rundherum besser geht, aber wenn man dann hinter die Kulissen blickt, sieht man, dass dort auch nicht alles so schön und problemlos ist, wie es scheint. Ist eben so.
Unsere Ärzte sind der Meinung, dass Chemo im Moment nur wenig bringt (wegen der sog. Blut-Hirn-Schranke, die verhindert, dass die Medikamente im Hirnbereich aufgenommen werden, sofern ich das richtig verstanden habe). Bei Chris wollen sie jetzt erst mal mit einer noch relativ neuen Strahlentherapie beginnen und anschließend dann operieren. Und dann entscheiden sie, ob hinterher noch eine Chemo gemacht werden sollte... :-(
Den Tag, an dem ich mich mit positiven News zurückmelden kann, sehne ich herbei! Aber bis dahin wird es wohl noch dauern.
Datum: 13.10.2008
Bei Chris wird die Behandlung in etwa wie folgt ablaufen…er bekommt zunächst Bestrahlungen (heute die erste), dann wird die OP folgen, und anschließend entscheiden die Ärzte dann, ob noch eine Chemo notwendig ist. Vielleicht haben wir ja Glück, und er braucht sie nicht.
Die Bestrahlungen sollen den Tumor abtöten bzw. sein weiteres Wachstum verhindern, außerdem kann durch diese Art der Strahlung angeblich eine Ablösung von dem umliegenden Gewebe bewirkt werden (wenn ich das richtig verstanden habe). Das heißt, vielleicht ist der Tumor dann, wenn operiert wird, bereits ganz abgelöst und muss nur noch entnommen werden. Naja, und hinterher muss dann noch untersucht werden, ob er vielleicht bereits Metastasen gebildet hat… wenn ja, dann gibt’s Chemo :-(
Datum: 16.10.2008
Chris hatte am Montag die erste Bestrahlung, heute kommt die zweite. Die Bestrahlungen werden ambulant gemacht, und das Beste ist: sie finden hier in Nashville im Vanderbilt-Ingram Cancer Center statt - die kooperieren mit der Klinik unseres Arztes, deshalb kann der hier arbeiten. Wir können also hinterher immer wieder in unsere Wohnung zurückfahren *freu*. Der Doc meinte, die Bestrahlungen würden Chris wohl ziemlich müde machen, sonst aber keine oder nur unwesentliche Nebenwirkungen haben.
Die erste am Montag war auf jeden Fall ganz ok, es hat nur ein paar Minuten gedauert, dann konnte Chris wieder gehen. Hinterher hatte er dann Kopfschmerzen… aber ich glaube, das war mehr psychisch bedingt.
Ich hoffe so sehr, dass diese Bestrahlungen gut ansprechen und vielleicht wirklich "nur" noch die OP anschließend notwendig ist und keine Chemo.
Datum: 17.10.2008
Gladys ist am vergangenen Dienstag wieder heimgeflogen nach Florida. Sie war seit dem Ende der Kanada-Tour (und Chrissys Befund) hier bei uns. Sie hat uns in dieser Zeit viel geholfen, allein schon durch die ruhige und gelassene Art, mit der sie alles angeht. Und natürlich war sie es ja auch, die dafür gesorgt hat, dass diese drei Spezialisten die Behandlung übernehmen. Es war auch für Chris sehr gut, dass sie da war - die beiden haben ja ein sehr enges und gutes Verhältnis. Ist wirklich eine tolle Frau, meine Schwiegermama *smile*.
Zur Musik und der Band… Chris würde gerne in der nächsten Zeit ganz normal weiter arbeiten, also proben, Gigs spielen und neue Songs schreiben. Die Proben werden wir im Moment auch noch weiter machen, aber Gigs kriegen wir so schnell keine mehr, das hat Malter schon abgelehnt. Er will nicht das Risiko eingehen, dass wir nachher absagen und uns dann mit Schadensersatzklagen rumärgern müssen (die hat man hier im Amiland ja sehr leicht am Hals). Aber dass wir während Chris Erkrankung keine Gigs machen werden, war mir eigentlich vorher schon klar, und Chris im Grunde auch. Nicht nur, dass er jederzeit ausfallen kann - es sind auch die Auftritte an sich, die ihm im Moment nicht so gut tun, bzw. die Bewegungen dabei (ich sag nur Headbanging). Aber Chris möchte die nächste Zeit auch verstärkt zum Songschreiben nutzen, und ich denke, das wird ihm gut tun… es wird ihm helfen, alles zu verarbeiten.
Wir werden die Nachricht von Chris Erkrankung bis auf weiteres zunächst mal nicht veröffentlichen, wir warten erst mal ab, wie sich alles entwickelt. Unsere PR-Leute haben natürlich schon etwas formuliert, nur für den Fall der Fälle, dass es bekannt wird und wir Stellung dazu nehmen müssen, aber ich denke eigentlich nicht, dass das passiert.
Unsere Freunde und die Leute im Haus wissen natürlich inzwischen alle Bescheid. So eine Nachricht spricht sich ja schnell rum, wenn es erst mal einer weiß, wissen es bald alle (wir hatten ja auch keinen um Stillschweigen gebeten). Und die, die von einem anderen von Chris Erkrankung gehört hatten, haben uns bei nächster Gelegenheit dann auch darauf angesprochen, nachgefragt und ihre Hilfe angeboten - das ist echt schön.
Am "besten" sind da ja immer die Kids… so hat Conny, der Sohn von Caroline und Sean, Chris ganz interessiert gefragt, ob er denn jetzt auch bald eine Glatze kriegt (uh, das ist ein Reizthema für den Indianer). Erklärung: in Connys früherer Schule war ein Mädchen mit Leukämie, das durch die Chemos auch keine Haare mehr hatte. Kinder nehmen sowas ganz locker - aber Caro, Connys Mutter, ist fast vom Stuhl gefallen bei seiner Frage. Naja, und Chris ist zuerst auch mal kurz zusammengezuckt… aber dann hat er ihm halt ganz ruhig erklärt, dass die Behandlung, die er im Moment bekommt, den Haaren nichts ausmacht, aber dass es auch sein kann, dass er später auch noch diese starken Medikamente nehmen muss, von denen einem die Haare ausfallen. Darauf meinte dann Jessica, Connys jüngere Schwester, dann solle Chris sich doch am besten vorher gleich die Haare abschneiden und eine Perücke daraus machen lassen - dann würde keiner merken, dass er eigentlich keine Haare mehr hat. Die sind schon knallhart, die Kids! Wir haben aber beide mit solchen direkten Fragen und Bemerkungen erheblich weniger Probleme, als wenn Leute ganz vorsichtig versuchen, das Thema zu umgehen und um den heißen Brei herumreden, aber diese Sorte haben wir in unserem Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich auch nicht.
Die zweite Bestrahlung gestern lief auch soweit gut… dieses Mal hatte Chris keine Kopfschmerzen hinterher, dafür hat er sich auf die Couch gelegt und drei Stunden am Stück fest geschlafen. Das kenne ich normalerweise überhaupt nicht von ihm - anscheinend passiert da doch so einiges im Körper. Wie viele Bestrahlungen er genau bekommten soll, hat der Doc noch nicht festgelegt - aber über ein paar Wochen wird sich das Ganze schon hinziehen. Zwischen den einzelnen Anwendungen müssen auch immer ein paar Tage liegen, zu schnell hintereinander sollte man diese Bestrahlungen nicht verabreichen, sagt der Arzt. Er muss es ja wissen. Auf jeden Fall sind wir auch sehr froh, dass das Ganze ambulant und hier in Nashville abläuft.
Datum: 21.10.2008
Malter und Catherine haben geheiratet, die Hochzeit war am 10. Oktober. Sehr schön, sehr festlich - wunderbar. Natürlich wurde anschließend groß gefeiert, und Chrissy hat sich - wie man so schön sagt - so richtig die Kanne gegeben (manche Leute sagen auch "die Kante gegeben"). Soll heißen, er hat gut einen getrunken - und wie *g*. Zwar hatte er immer noch "Haltung", er ist also nicht rumgetorkelt und hat gegrölt oder so, aber er war schon ganz schön abgefüllt *lach*. Das konnte aber jeder irgendwie verstehen. Wer weiß, wann ihm in nächster Zeit nochmal zum Feiern zumute ist.
Sonst ist alles soweit unverändert. Chris hatte gestern seine dritte Bestrahlung - er ist jedes Mal hinterher ziemlich müde und klagt auch über Kopfschmerzen, aber schließlich passiert ja auch durch die Strahlen etwas in seinem Kopf (hoffe ich mal), da ist es schon möglich, dass er davon auch etwas merkt. Und dass die Bestrahlungen müde machen, hat ja der Doc vorher schon gesagt.
Am vergangenen Samstag hatten wir einen Gastauftritt *smile*… wir waren in einem Club, in dem Ken und seine Cowboys aufgetreten sind, und die haben am Schluss gefragt, ob wir ein bisschen mit ihnen jammen wollen (Ken weiß ja, dass wir in der nächsten Zeit selbst keine Gigs spielen können). War gut und hat riesig Spaß gemacht. Chris hat es so richtig genossen. Da ist er dann ganz der Alte *lächel*.
Aber die Songs, die er bis jetzt geschrieben hat (das sind natürlich bis jetzt alles nur Bruchstücke), die sind… hm ja! Düster, düster. Todesgedanken, Vergänglichkeit, Trauer, winterliche Eiseskälte… lauter solche Dinge kommen da drin vor. Zuerst war ich ein bisschen erschrocken, aber er sagt, wenn er diese Gedanken und Gefühle zu Papier bringt, würden sie ihn anschließend nicht mehr belasten, und er könnte dann wieder optimistisch in die Zukunft blicken. Wenn ich mal darüber nachdenke - ich glaube, ich würde wahrscheinlich an seiner Stelle dasselbe tun.
Datum: 23.10.2008
Zwischendrin mal was zum Schmunzeln - oder auch Kopfschütteln…
Kevin, der Sohn von Elly und Ken, hat immer noch den festen Plan, später "wie Chris und Dan" mit seinem Freund zusammenzuleben. Elly lacht darüber und lässt ihn reden, aber die Mutter dieses Freundes (der übrigens auch Chris heißt) wird anscheinend allmählich nervös. Sie hat Elly kürzlich angerufen und gefragt, ob sie denn weiß, was die beiden machen, wenn sie allein zusammen in Kevins Zimmer sind - Elly solle sie doch bitte im Auge behalten *grins*. Das ist typisch amerikanisch - die beiden sind gerade mal 11! Was sollen die wohl schon "machen"?
Datum: 26.10.2008
Unsere "lieben" Nachbarn Phil und Esther sind inzwischen echt nett zu uns… sie sind auch, als sie von Chris Erkrankung gehört hatten, sofort zu uns gekommen und haben gefragt, ob sie etwas für uns tun können - doch, wirklich nett. Sie sind auch zu Ben und Eric und zu den anderen im Haus freundlich - anscheinend haben sie gemerkt, dass das Leben bedeutend leichter ist, wenn man nicht ständig Krach mit anderen Leuten hat.
Eileen ist gerade ziemlich stark auf dem Gothic Trip… darüber sind ihre Eltern natürlich nicht gerade glücklich, aber wir haben uns mal in Ruhe mit ihnen darüber unterhalten und ihnen klargemacht, dass diese Leute keine Satansanbeter sind und keine Blutopfer darbringen (manche Vorurteile halten sich einfach ewig *belustigtguck*). Dabei hatten wir auch gute Unterstützung von Caroline, die ja früher selbst in einer Gothic-Band gedrummt hat und vom Äußeren her auch heute noch in diese Richtung tendiert. Ich denke, es gibt echt Schlimmeres - so lange die kleine Gothic-Queen immer noch Klassenbeste ist, sollen die Eltern sie mal ruhig machen lassen.
Vic ist immer noch mit Liv zusammen… und er gibt sich wirklich Mühe, das muss man schon sagen. Hat sie kürzlich auch zur Bikerfete mitgenommen, und anscheinend ist sie dort gut klar gekommen und hat sich mit seinen Kumpels gut verstanden. Da war Vic wohl ziemlich froh!
Das Songwriting tut Chris gut. Es ist schon ok, dass er sich auf diese Weise mit seiner Krankheit und seinen Ängsten auseinandersetzt. Depressiv ist er eigentlich nicht… ich habe eher das Gefühl, dass er am liebsten ständig etwas unternehmen würde (außer wenn er die Kopfschmerzen hat). Das ist wahrscheinlich schon auch ein wenig Flucht vor seinen Gedanken, Ablenkung halt.
Den heutigen Abend haben wir mit Ben und Eric verbracht, wir waren zusammen essen, sind hinterher durch ein paar Clubs gezogen und haben anschließend noch bei uns ein bisschen zusammen gesessen. War echt schön, wir sind gerne mit den beiden zusammen. Und morgen (also Sonntag) werden wir Justin, unser Patenkind, besuchen (seine Eltern natürlich auch *smile*)… der ist Ende September auch schon 1 Jahr alt geworden. Wahnsinn, wie schnell die Zeit rumgeht.
Datum: 30.10.2008
Chris geht es soweit ganz gut. Er hatte am Montag eine weitere Bestrahlung und meint, die Kopfschmerzen hinterher würden von Mal zu Mal stärker. Hat sich anschließend gleich ins Bett gelegt, die Läden zugemacht und ist dann (Gott sei Dank) auch wirklich eingeschlafen. Armer Indianer *seufz*. Der Arzt meint aber, das sei normal, und er könnte ruhig hinterher eine Schmerztablette nehmen, wenn es zu arg wird. Auf jeden Fall ist der Doc sich mit seinen Kollegen soweit einig, dass sie zwölf Bestrahlungen komplett durchziehen und dann erst untersuchen, was und wie viel das gebracht hat. Oh je, und heute kommt erst die sechste, da hat mein armer Großer noch einiges vor sich. :-(
Unser Wochenende war wirklich schön. Samstag waren wir mit Ben und Eric unterwegs, das habe ich ja schon erzählt. Und Sonntag war dann Besuch bei Eve und Rob und unserem Patenkind Justin *smile*... aber der war leider überhaupt nicht gut drauf. Schlecht gelaunt, müde, die Einzige, die ihn anfassen durfte, war seine Mama *lach* … bei der ist er dann auch irgendwann auf dem Schoß eingepennt. Tja, so Phasen haben sie halt alle mal, nächstes Mal ist er sicher wieder besser gelaunt. Aber die Zeit rast wirklich - am 9. November wird Marc (Chris' Patenkind, Janas Sohn) sogar schon zwei Jahre alt. Oh Mann, hoffentlich können wir dieses Jahr über Weihnachten hinfliegen!
Morgen spielen wir einen Gig *freu*… bei dem Halloween-Festival, wo wir letztes Jahr auch aufgetreten sind. Chris hat da seinen Kopf durchgesetzt, dass dieser Gig nicht abgesagt wird, er will unbedingt dorthin. Und weil bei so einem Festival die Auftrittszeit für jede Band ja doch nicht so lang ist wie bei einem normalen Konzert, hat Malter schließlich zugestimmt. Wir freuen uns beide echt darauf, Chris musste mir nur versprechen, dass er sofort Schluss macht, wenn er merkt, dass es ihm nicht gut bekommt. Dann ziehe ich den Rest - mit Unterstützung von Eve! ;-) - halt allein durch.
Galahad - 9. Jan, 21:31