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Großvater

Ja, vorgestern war also das Treffen mit ihm. Und ich musste anschließend erst mal alles auf mich wirken lassen und meine Gedanken sortieren…

Er hatte mich ja zu sich eingeladen, ich war pünktlich dort, und als ich geklingelt habe, war mir wirklich ganz komisch zumute. Ich kann es gar nicht genau beschreiben. Und als er dann die Tür öffnete, dachte ich nur: "Oh mein Gott - genau so müsste Dad als alter Mann aussehen!" Welch eine Ähnlichkeit! Obwohl… einen derart wachen, forschenden und dabei freundlich-herzlichen Blick hab ich bei meinem Vater mein Lebtag nicht erlebt!

Und ihm ging es genauso, denn statt einer Begrüßung sagte er völlig verblüfft: "Danny? Oh Junge, du siehst ja genauso aus wie Martin in jungen Jahren - abgesehen von den Haaren. Aber entschuldige - zuerst mal herzlich willkommen!" :-)

Ja, und wie war es? Ganz eigenartig - kein bisschen fremd… so als würde man einen sehr guten Bekannten nach langer Zeit wieder sehen. Wir haben uns miteinander unterhalten, als hätten wir das früher immer schon so gemacht. Wirklich ganz eigenartig - und schön *smile*!

Zunächst hat er mir mal seine Wohnung gezeigt. Meine Großmutter und er haben, als sie auf die Achtzig zugingen, ihr Haus damals verkauft und sich stattdessen eine Eigentumswohnung gekauft in einem Gebäudekomplex, in dem von absolut selbstständigem Leben bis zum komplett betreuten Wohnen alles möglich ist. Seit zehn Jahren lebt er jetzt allein dort. Er ist noch sehr rüstig, nimmt aber gerne den Essens- und den Wäscheservice dort in Anspruch… "weißt du, Junge, ich habe achtzig Jahre lang nicht kochen können, dann fange ich jetzt auch nicht mehr damit an!" *gg*.

Zur Begrüßung meinte er dann: "Es ist jetzt ja Nachmittag, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich dir mit Kaffee und Kuchen keinen großen Gefallen tue - vielleicht wegen der Assoziation "Rockmusiker". Hatte ich Recht damit?" - "Absolut!" "Sehr gut - dann koche ich uns jetzt eine Tasse Tee, und für nachher habe ich auch Bier im Kühlschrank." - "Bestens!".

Und dann haben wir uns unterhalten… er hat mir Bilder von früher gezeigt, von meinem Dad und meiner Tante als Kindern und von meiner Großmutter. Und er wollte viel über mich wissen… wie mein Leben aussieht, was ich für Pläne habe - alles halt *lächel*.

Irgendwann habe ich ihm dann auch die Frage nach dem "warum" gestellt… warum hat er mir geschrieben? Seine Antwort: "Nun, Danny, die Frage sollte doch wohl eher "warum erst jetzt" lauten, oder? Was soll ich sagen - ich konnte es einfach nicht früher. Deine Großmutter hat oft gesagt: "Was bist du nur für ein sturer alter Bock - wir müssen uns um den Jungen kümmern, der geht bei den Beiden doch vor die Hunde!". Aber deine Eltern haben jeden Kontakt abgelehnt, sie haben Briefe nicht beantwortet und bei Anrufen einfach wieder aufgelegt… deine Großmutter ist auch ein-, zweimal hingefahren, aber sie haben sie nicht in die Wohnung gelassen. Und irgendwann wollte ich nicht mehr und dachte, dann sollen sie ihren Mist doch alleine machen. Natürlich habe ich dich damit mehr gestraft als sie, das weiß ich schon. Sag mir - war dein Leben sehr schlimm? Traurig?"

Hm… war mein Leben schlimm? Traurig? "Nein, war es nicht - die ersten Jahre waren ziemlich einsam, aber ich habe es damals als normal so angesehen. Und später hatte ich ja dann Jana." - "Jana? Diese Jana, die in deinem Haus wohnt und meine Briefe weitergeleitet hat?" "Ja, genau. Sie ist meine Freundin seit der ersten Grundschulklasse, und ich war damals immer nach der Schule bei ihr, zum Essen, Aufgaben machen, spielen. Ohne sie und ihre Eltern wäre wohl einiges anders gelaufen."

Darauf hat er die Augen zugemacht und leise: "Das wäre unsere Aufgabe gewesen - wir waren doch deine Familie. Wir haben dich im Stich gelassen!" gesagt. Hat mir so richtig leid getan. "Nein, sag das nicht - das sollte wohl alles so kommen. Wenn der Kontakt zu Jana nicht so eng gewesen wäre, wäre ich vielleicht später auch nicht bei ihr gewesen, als sie Timmy bekommen hat. Es kommt immer, wie es kommen soll!". Daraufhin hat er mich nur ganz nachdenklich angeguckt.

Und natürlich kam irgendwann auch die Rede auf Chris *smile*. Mein Großvater: "Danny, gib es ruhig zu - du hast dir gedacht, wenn ich meinen Freund erwähne, bin ich den Alten gleich wieder los!" *grins* - "Nein, ich wollte dich doch gar nicht wieder loswerden! Aber Chris ist der wichtigste Mensch in meinem Leben - den verschweige ich nicht! Hat es dir etwas ausgemacht - ganz ehrlich?" Und darauf er: "Weißt du - wer was mit wem in seinem stillen Kämmerchen treibt, war mir noch immer egal. Ob du einen Freund oder eine Freundin hast, spielt für mich keine Rolle. Ich gebe allerdings zu… (Räuspern)… wenn so ein alter Knopf wie ich erst mal ins Träumen kommt, dann richtig! Es war ja schon wunderbar, dass du überhaupt geantwortet hast… aber ich habe mir schon ein bisschen ausgemalt, dass du vielleicht auch sogar eine Frau und Kinder mitbringst. Meine Urenkel. Aber die Hauptsache ist, dass wir uns jetzt kennengelernt haben!"

Da tat er mir auch wieder leid - und ich hab ganz spontan gesagt: "Du irrst dich, wenn du denkst, ich hätte keine Familie. Ich habe eine wunderbare große Familie, es sind halt nur keine Blutsverwandten. Und du könntest einen Teil davon kennen lernen - gleich übermorgen, da grillen wir nämlich alle zusammen. Wie wär's, wenn ich dich dazu abholen käme?" Und als er zögerte, hab ich noch hinzugefügt: "Du würdest meinen Chris kennenlernen. Und seine Mutter - eine ganz tolle Frau. Und Jana und ihre Familie. Und nicht zuletzt Timmy - den Jungen, den ich die ersten Jahre wie einen eigenen Sohn mit aufgezogen habe. Er ist heute noch so ein bisschen wie ein Sohn für mich. Und er hat keinen Urgroßvater - bis jetzt…"

Und als Antwort kam: "Und du meinst, deiner Jana wäre das recht?" - "Ja klar, die ist doch auch schon gespannt! Also abgemacht?" ;-)

Janas Reaktion darauf war übrigens ein völlig entsetztes: "Du hast WAS? Ihn eingeladen? Oh mein Gott, da muss ich schnell noch was einkaufen gehen." - "Jana… du hast doch eh immer viel zuviel, und er wird wohl keine Unmengen essen!" - "Oh doch, gerade dieses Mal habe ich aber gar nicht viel eingekauft… und ich habe Henriette auch eingeladen, damit sie nicht allein daheim sitzt… oh Gott… hm, ich könnte ja vielleicht noch einen griechischen Salat…" Und damit war sie in der Küche verschwunden *gg*.

Und so werde ich mich nachher auf den Weg machen und ihn abholen. Meinen Opa *smile*!

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