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erster Besuch und ernstes Gespräch

Ja, es handelt sich - wieder mal - um Ethan. Und es wird - auch wieder mal - ein langer Eintrag, denn mir geht das alles die ganze Zeit im Kopf rum…

Gestern Mittag rief er an… ob er uns am Nachmittag besuchen kommen könne...

"Klar, kannst du machen, wir sind daheim! Chris ist zwar noch kurz zum Studio gefahren, aber er wird auch bald wieder zurück sein. Wann willst du denn kommen?" Kurzes Gemurmel im Hintergrund, dann hatte ich Brent, den Betreuer, dran… "Hallo ihr - im Ernst, habt ihr denn nachher Zeit? Und macht es euch nichts aus?" - "Nee, überhaupt nicht, wir freuen uns! Soll ich Ethan abholen kommen?" "Nein, ich muss sowieso noch einige Sachen erledigen fahren, ich bringe ihn dann bei euch vorbei." Ok… :-)

Etwa eine Stunde später war er dann da. Chris war da leider noch nicht zurück, aber das hat nichts ausgemacht, inzwischen ist Ethan ja auch mir gegenüber schon einigermaßen aufgetaut. Und zudem hatte er sich sehr auf den Besuch gefreut, das habe ich sofort gemerkt. Selten, dass er zur Begrüßung so strahlt… :-)

Zunächst hat er sich mal in unserer Wohnung umgeguckt *smile*… das Dartsspiel fand er gut ("können wir nachher mal spielen, da ziehe ich euch ganz sicher ab!"), die Sitzecke vor dem Kamin "kuschelig", den Billardtisch und die Bar "cool" und das große TV-Gerät "great".

Dann entdeckte er das Bild von Marc (das Puzzle vom Valentinstag, Chris hat es ja im Wohnzimmer aufgehängt). "Wer ist das denn? Ist das eurer?" Und als ich wohl etwas verdutzt geguckt habe, kam sofort hinterher: "Nein, natürlich nicht der Sohn von euch beiden - so schlau bin ich auch! Ich dachte, vielleicht der Sohn von einem von euch!" - "Nein… das ist Marc, Chris' Patenkind." Finsteres Gesicht *fg*. "Ach soooo… Chris hat ein Patenkind? Wo ist der denn? Hier?" - "Nein, er lebt in Deutschland. Marc ist der Sohn von Jana, meiner besten Freundin." Darauf kam (mit einem etwas gehässiges Grinsen *gg*): "Wenn sie wirklich deine beste Freundin ist, warum hat sie dann nicht dich als Paten genommen?" - "Na, weil ich schon bei ihrem älteren Sohn Pate bin. Als er geboren wurde, war Jana noch allein, und ich hab Timmy - so heißt er - die ersten Jahre mit aufgezogen, so quasi als Ersatzpapa."

Ethan wurde schlagartig ganz ernst und fragte ganz leise: "Und jetzt lebt dieser Junge - Timmy - bei seiner Mum und seinem Stiefvater? Weißt du, ob es ihm da gut geht?" - "Ja, es geht ihm sehr gut. Sein Stiefvater hat ihn genauso lieb wie seine eigenen Söhne." Und als er daraufhin gar nicht antwortete, hab ich ganz vorsichtig gesagt: "Es kann gut laufen, aber das ist nicht immer der Fall. Hat es bei dir damals nicht geklappt?" "Woher weißt du das?" - "Ich weiß gar nichts, sonst würde ich dich ja nicht fragen… aber wenn es gut gelaufen wäre, wärst du jetzt ja wohl dort - bei deiner Mum und nicht im Heim!"

Der Blick, den er mir darauf zuwarf, war… ich kann es gar nicht beschreiben. Eine Mischung aus regelrechter Panik, Traurigkeit und Wut. Ganz schlimm!

Er hat mir so leid getan, schien für den Augenblick ja auch recht zugänglich… und so hab ich ganz vorsichtig den Arm um seine Schultern gelegt und gesagt: "Komm, setz dich mal hin und erzähl mir, was damals los war." Und als er zögerte, hab ich noch hinzugefügt: "Weißt du - bei mir ist als Kind auch einiges nicht gut gelaufen. Das erzähle ich dir dann anschließend auch, wenn du willst."

Ich glaube, ich hatte wirklich einen guten Moment erwischt. Er hat sich richtig eingerollt, mir den Kopf an die Schulter gelegt und leise angefangen zu reden… "Er hat damals gesagt, dass ich jetzt sein Sohn bin und er mich lieb hat. Und dann ist er immer dazu gekommen, wenn ich gebadet habe oder geduscht. Oder er wollte, dass ich mit ihm zusammen bade. Und er wollte mich einseifen… und abtrocknen… und hat dann… dann…" Oh Mann, ich hätte heulen können… :-(

"Er hat dich angefasst? An dir rumgefummelt?" - "Hm." "Und du?" - "Ich wollte das nicht, aber er hat gesagt, er sei jetzt mein Papa und dürfte das. Und ich dürfte nichts verraten, sonst käme ich weg, ins Heim." "Und dann?" - "Er hat mir immer mehr weh getan und irgendwann hab ich es meiner Lehrerin erzählt. Und die ist zum Amt gegangen. Dann haben sie mit meiner Mum geredet, aber Mummy hat gesagt, ich würde das alles nur erfinden. Ja - und dann bin ich ins Heim gekommen - genau wie er mir vorher gesagt hatte! Mit ihm haben sie nichts gemacht - nur mit mir."

"Ethan - du weißt aber schon, dass die Leute vom Amt dir nur helfen und dich von deinem Stiefvater wegholen wollten?" - "Ja, weiß ich." Und voller Hass kam hinterher: "Irgendwann finde ich ihn, und dann bringe ich ihn um! Ich erschieße ihn - oder ersteche ihn, diesen Scheiß-Schwulen!" Und sofort schuldbewusst: "Mann, Danny - sorry, das wollte ich jetzt nicht so sagen, ok?" - "Ja, ich weiß, ist schon ok. Und ich sag dir, du wirst ihn nicht umbringen!" "Wieso nicht?" - "Weil du viel zu schlau bist!" "Wieso zu schlau?" - "Na, überleg doch mal: Dieser Mann ist Schuld, dass du im Heim bist, das stimmt. Aber in ein paar Jahren kommst du raus und hast dein ganzes Leben vor dir. Du kannst selbst ganz allein entscheiden, was du damit anfangen möchtest. Aber wenn du ihn umbringst, wirst du wieder eingesperrt, nur kommst du dann ins Gefängnis, und das ist um etliches schlimmer als euer Heim. Und das alles wegen diesem Kerl - lohnt sich das? Ist er das wert?" Erstaunt-nachdenklicher Blick… ;-)

Statt einer Antwort fragte er dann: "Und was war bei dir - hattest du auch einen Stiefvater?" - "Nein, ich bin bei meinen richtigen Eltern aufgewachsen. Aber das war auch nicht besser. Sie haben sich beide nicht um mich gekümmert. Und mein Dad hat getrunken, und wenn er besoffen war, hat er krakeelt und meinen Bruder und mich verprügelt, wenn wir nicht schnell genug weg waren. Das war auch nicht schön. Ich bin freiwillig mit 14 ausgezogen - zu einem Bekannten, der mir helfen wollte und mir angeboten hatte, bei ihm zu wohnen." "War das auch ein - Schwuler?" - "Ja, war er". "Und dann hat der dich… na ja… bist du deshalb so geworden?" Ach herrje…

"Nein, Ethan, das hat er nicht gemacht. Außerdem: schwul wird man nicht dadurch, dass einen ein Schwuler anfasst oder verführt. Das ist man einfach so von Natur aus. Es ist eine Veranlagung, so wie die Augenfarbe. Und "normale" Schwule gehen auch nicht an kleine Jungs! Die, die das tun, sind Pädophile - oft Familienväter, die selbst daheim Kinder haben."

Kopfnicken, dann sagte er ganz lieb: "Du, Danny - ich hab "Schwuler" seitdem auch nie mehr zu jemandem als Schimpfwort gesagt!" - "Das ist sehr schön…" *smile*

Irgendwie war damit sein Anlehnungsbedürfnis wohl beendet *gg*… er setzte sich aufrecht hin, etwas weiter weg von mir, und nörgelte: "Wo bleibt denn eigentlich Chris?" - "Weiß nicht… der wird schon kommen. Wahrscheinlich probiert er im Studio noch was aus. Er weiß ja auch nicht, dass du hier bist. Sollen wir ihn mal anrufen?" Haben wir dann gemacht… ;-)

Und dann kam doch noch ein vorsichtiges: "Danny… verrätst du das von eben?" - "Wem denn - Chris?" "Egal!" - "Hör mal - vor Chris habe ich keine Geheimnisse, und ich würde ihm auch gerne von unserem Gespräch erzählen, es sei denn, du willst das absolut nicht. Sonst sag ich es aber keinem, das verspreche ich dir - keinem von der Band, erst recht keinem vom Heim, auch Elly und Ken und ihren Jungs nicht. Gut?" - "Jaaaaa, gut." Und dann hätte er mich beinahe noch umarmt - hat es sich dann aber noch überlegt und schnell ein lässiges Schulterklopfen draus gemacht *lächel*.

Kurz später ist dann auch endlich der Indianer eingelaufen… wir haben noch ein bisschen mit Ethan Darts und Billard gespielt, und dann stand auch Brent schon vor der Tür, um seinen Schützling wieder abzuholen (und uns zu fragen, ob alles "soweit ok" abgelaufen sei *hust*). Was hatte er erwartet - Trümmer und Rauchschwaden? ;-)

Ethan - wie können wir dir helfen?

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